Goethe im Baumarkt
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Die Feder ist mächtiger als das Schwert. Aber gegen einen Schlagbohrer sieht sie alt aus. Während unser Weltkulturerbe langsam zerbröselt, schießen Baumarktriesen wie Pilze aus dem Boden, vergeht kein Fernsehabend ohne Heimrenovierungssendung. Was würde passieren, wenn sich Weltliteraten nicht nur um das schöne Wort, sondern auch um die alten Badezimmerkacheln und die neue Blümchentapete kümmern müssten? Mark Crick malt es sich aus. In 14 genialen Parodien konfrontiert er unsterbliche Poeten mit den profanen Problemen des Heimwerkens. Die Wanne des jungen Werther benötigt, frei nach Goethe, dringend Dichtungskitt; mit Hemingway’schem Todesmut kämpft ein alter Mann gegen die Blümchentapete. Bei Jean-Paul Sartre spüren wir die Verzweiflung des Menschen, der kein Abflussfrei zur Hand hat, und das Montieren eines Lichtschalters gerät dank Elfriede Jelinek zum erbitterten Protest des schwachen Geschlechts gegen übergriffige männliche (Elektroniker-)Hände. Diese unerhörte Renovierungsrevue ist mit praxisnahen Erläuterungen zu Werkzeug- und Materialbedarf versehen und mit Cricks sagenhaften Fälschungen großer Künstler von van Gogh bis Picasso illustriert. Alle 14 Geschichten kosten die enorme humoristische Fallhöhe zwischen dem Dichterolymp und dem Linoleumboden der Tatsachen voll aus und sind selbst dann entwaffnend komisch, wenn sich bei manchem Meister eine Bildungslücke (Ausspachteln!) offenbaren sollte. Ein dreistes Geschenkbuch voll kreativer Feinarbeiten, das Lust auf Literatur und Mut im Do-It-Yourself- Zeitalter macht.