Zabor oder die Psalmen

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Ein Geschichtenerzähler, der Leben verlängern kann. In seinem zweiten Roman erforscht Kamel Daoud das menschliche Dasein mit den Methoden aus Tausendundeiner Nacht. Eine große Parabel über die Macht des Erzählens und des Erzählers. Ismaël, der sich Zabor nennt, verliert früh seine Mutter und wird von seinem Vater verstoßen. Stiefmutter und Halbgeschwister wollen ihn nicht im Haus haben, sodass Zabor bei seiner altjüngferlichen Tante und dem stummen Großvater aufwächst. Trost findet er in der Literatur und verschlingt alles, was er in die Finger kriegen kann. In einem algerischen Dorf, das an die Sahara grenzt, hat er jedoch nur begrenzten Zugang zu Büchern. So beginnt Zabor, eigene Geschichten zu schreiben, und entdeckt ein besonderes Talent: Er kann das Leben von Sterbenden verlängern. Solange er über die Menschen schreibt, hält er den Tod auf Abstand. Wenn der Arzt und das Heilige Buch nicht mehr helfen können, wird Zabor gerufen, auch als sein Vater im Sterben liegt. Daoud hat einen bildstarken und kraftvollen Roman geschaffen, der Themen wie Heimat, Familie, die Macht der Religion und die Liebe zur Literatur behandelt – ein Instrument der Unterdrückung und zugleich ein Mittel zur Befreiung.