Vilius Karalius
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Das Familienepos »Vilius Karalius« –ein literarisches Denkmal für das Memelland Der Roman »Vilius Karalius« ist das wichtigste und auch umfangreichste Werk der großen litauischen Erzählerin Ieva Simonaitytė – ein Epos, das die familiären Verflechtungen und die damit verbundenen menschlichen Komödien und Tragödien der Familie Karalius und ihres Umfelds erzählt. Die Handlung erstreckt sich über die ersten zwei Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts und spielt im Memelland. Das Werk legt seinen Fokus aber nicht nur auf das Schicksal dieser Familie. Vielmehr bietet es auch einen Einblick in die Ge- schichte und die politischen Turbulenzen dieses Landstrichs vor dem und im Ersten Weltkrieg, der bis 1918 zu Deutschland ge- hörte, dann unter Verwaltung des Völkerbundes stand und 1923 Litauen angegliedert wurde. Mit viel Feingefühl für das Detail breitet Ieva Simonaitytė in »Vilius Karalius« ein ganzes Panorama der sozialen, politischen und familiären Verhältnisse der Litauer im ländlichen Memelland aus – ein Gebiet, das infolge der Wirren des Zweiten Weltkriegs und dessen Auswirkungen heute von einer weitgehend anderen Bevölkerung bewohnt wird als vor dem Krieg. Mit »Vilius Karalius« hat Ieva Simonaityte ̇ einer gleichenteils von Litauern und Deutschen geprägten, untergegangenen Kultur ein literarisches Denkmal ersten Ranges gesetzt.