Reifungsprozesse und fördernde Umwelt
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„Die Abhängigkeit in der frühen Kindheit ist eine Tatsache, und ich habe in den vorliegenden Arbeiten versucht, diese Abhängigkeit in die Theorie der Persönlichkeitsentwicklung zu integrieren. Die Ich-Psychologie hat nur dann einen Sinn, wenn sie die Tatsache der frühkindlichen Abhängigkeit voll berücksichtigt, das heißt, wenn sie auf der Erforschung der frühen Kindheit wie auch der primitiven psychischen Mechanismen und Prozesse beruht.“ D. W. Winnicott Die in diesem Band veröffentlichten Abhandlungen Winnicotts über Psychoanalyse und Entwicklung des Kindes basieren auf der Freudschen Erkenntnis, dass psychische Störungen und Fehlentwicklungen in der frühen Kindheit beruhen. Winnicott kann jedoch darüber hinaus in Anlehnung an Melanie Klein zeigen, dass nicht alle Störungen im klassischen Ödipuskomplex wurzeln, sondern oft weit tiefer in die Kindheit zurück reichen. Winnicott schreibt dazu: „Das anfänglich entstehende Ich ist zunächst fast absolut abhängig vom stützenden Ich der Mutterfigur und von der sorgfältig abgestuften Verweigerung ihrer Anpassung. Dies ist ein Teil dessen, was ich als > ausreichend gutes Bemuttern< bezeichnet habe; auf diese Weise nimmt die Umwelt ihren Platz unter den anderen wesentlichen Zügen der Abhängigkeit ein, in der sich der Säugling entwickelt und in der er primitive psychische Mechanismen einsetzt.“ Winnicott gehört zweifellos zu den charismatischen Gestalten der Psychoanalyse. Er hat wesentlich dazu beigetragen, dass sich die psychoanalytische Perspektive auf die frühkindlichen (präödipalen) Störungen erweitert hat und die frühe Mutter-Kind-Beziehung als emotionale Grundlage der menschlichen Entwicklung anerkannt wurde. Ohne zu übertreiben, kann man sagen, dass Winnicotts Beitrag die Psychoanalyse revolutioniert hat. Der Band enthält die Entfaltung und Begründung psychoanalytischer Begriffe, Konstrukte und Gedanken, die inzwischen zum Grundvokabular der Psychoanalytikerinnen und Psychoanalytiker gehören: „Die Fähigkeit zum Alleinsein“, „Die Rolle der mütterlichen Fürsorge“, „Die Entwicklung der Fähigkeit zur Besorgnis“ und „Das wahre und das falsche Selbst“ Über den Autor: D. W. Winnicott (1896-1971) kam unter dem Einfluss Melanie Kleins von der Pädiatrie zur Psychoanalyse. Er zählt neben Anna Freud, Melanie Klein und den Vertretern der Pariser Schule (Serge Lebovici und René Diatkine) zu den bedeutendsten Kinderanalytikern unserer Zeit.