Vom Propheten zum Produzenten
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Die osteuropäischen Literaten sahen sich als Propheten, als Gewissen der Nation. Daran konnten auch die jeweiligen autoritären Regime nicht viel ändern. Für sie stellte Literatur eine der größten Gefahren dar. Gleichzeitig versuchte man im Rahmen der stalinistischen Kulturpolitik das traditionelle politische Engagement der Dichter vor den eigenen Karren zu spannen. Nach dem Untergang der kommunistischen Systeme, der den Autoren einerseits eine neue Freiheit, andererseits Abhängigkeit von marktwirtschaftlichen Bedingungen gebracht hat, stellt sich die Frage: Können die Dichter ihre historische Sonderrolle auch weiterhin wahrnehmen oder verwandeln sie sich ausnahmslos in Literaturproduzenten? „Ein Ariadnefaden durch das Labyrinth eines komplexen Stoffes, der die wesentlichen Fakten enthält, ohne sie in die Breite auszuwalzen.“ (Neue Zürcher Zeitung) György Dalos, 1943 in Ungarn geboren, veröffentlichte 1964 sein erstes Buch; von 1962-1967 studierte er an der Moskauer Universität, 1968 wurden in einem politischen Prozess eine Haftstrafe und Arbeitsverbote über ihn verhängt. Zuletzt erschien der Roman „Die Beschneidung“ und die Essaysammlung „Ungarn. Vom roten Stern zur Stephanskrone“. György Dalos lebt in Budapest und Wien als Schriftsteller und Publizist.