Über das Neue
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Jeder Künstler, der es zustande brachte, seinem Werk dauerhafte Erinnerung zu verschaffen, tat das durch Neuerungen gegenüber seinen Vorgängern. Kunstgeschichte, Ästhetik und Philosophie haben sich weidlich darum bemüht, an der Reihe dieser Neuerungen Entwicklungen zu bestimmten Zielen abzulesen. Etwa die immer besser gelingende Annäherung an eine äußere oder innere Wirklichkeit, an das Authentische, das Ursprüngliche, das wirklich Subversive, das Utopische. Die Pointe von Boris Groys' „kulturökonomischer“ Betrachtungsweise ist es, all diese inhaltlichen Beschreibungen künstlerischer Innovationen einzuklammern, um statt dessen herauszuarbeiten, daß das Neue zuerst und zuletzt - nichts als das Neue ist: nämlich die Aufwertung von bisher als wertlos Erachtetem zu Wertvollem. Die künstlerische Innovation stellt sich deshalb als beständige Neubestimmung der Grenze zwischen einem Bereich des wertlos „Profanen“ und der als wertvoll erachteten „Kultur“ dar. Eine nüchterne Einsicht, die aber nicht mit moralischem Unterton eine Reform unserer Diskurse über die Kunst einfordert, sondern viele wortreiche Beschwörungen künstlerischer Innovationen auf wohltuende Distanz bringt.