Die Macht der Verantwortung
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Ethisches Handeln, das der Einzelne selber verantworten will, kann leicht scheitern. Auch können durchaus gute Gründe gegen eine Handlung sprechen. Welche Tugenden und Kompetenzen braucht der Einzelne folglich, um seiner Verantwortung gerecht zu werden? Verantwortung ist ein vergleichsweise neues Thema in der Ethik, das sich erst im 20. Jahrhundert ausdifferenzierte. Max Weber spricht 1919 als Erster von Verantwortungsethik. Verantwortung heißt für ihn, beim Handeln nicht allein auf ethische Normen zu achten, sondern auf die Folgen, die die Beachtung ethischer Normen nach sich ziehen können. Damit eröffnet sich ein Streit zwischen Verantwortungs- und Normenethik, der bis heute andauert. Relativiert die Verantwortungsethik ethische Normen und muss insofern als ein Wertezerfall begriffen werden? Oder sucht sie nach einem neuen ethischen Fundament in einer pluralistischen Welt, in der verschiedene ethische Systeme miteinander konkurrieren? Wenn man sich verantwortungsethisch an Normen orientieren will, dann stellt sich zunächst die Frage nach der Geltung und der Anwendung von Normen. Das Tötungsverbot kann man sicher als universell gültig bezeichnen. Allerdings wird es häufig nicht angewendet, sei es weil eine Ideologie seine Geltung aussetzt, die Umwelt es in bestimmten Situationen nicht beachtet oder Institutionen dem einzelnen die Verantwortung abnehmen. Hans-Martin Schönherr-Mann führt in die Grundmodelle der Verantwortungsethik von Max Weber, Jean-Paul Sartre, Emmanuel Lévinas und Hans Jonas ein. Dabei geht es vor allem auch um die Reichweite der Verantwortung: für die überschaubaren Folgen, für die Situation, für den Anderen oder für die Zukunft der Menschheit.