Die blaue Amsel
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„Einmal, es war ein Abend, und eine Amsel sang auf dem Dach des Rechenzentrums, brach die 47 plötzlich in Tränen aus. Sofort wandten sich die 46 und die 48 ihr zu, trockneten ihre Tränen ab und sprachen ihr gut zu. Danach stand sie wieder schön und sauber in ihrer Zahlenreihen.“ Doch damit ist die Welt keineswegs in Ordnung, es kommt ohnehin immer alles ganz anders, und bei Hohler allemal. Sein Gespür für die kleinen Ereignisse, die sich zu Wundern, Abenteuern, Katastrophen auswachsen, ist verblüffend. Das Aufräumen der Wohnung verwandelt sich in eine Schlacht um Leben und Tod, und nach einem schlechten Kinofilm wird ihm plötzlich klar, daß er einen kostbaren Nachmittag herumgebacht, umgebracht hat. Und wie gleichgültig erst die Zeitgenossen sind! Sehen nichts, begreifen wenig: Dienst nach Vorschrift. Da müssen sich schon Jesus und der Teufel zusammentun, um den Papst noch einen Schrecken einzujagen. Franz Hohlers Geschichten sind Erkundungsreisen. Was steckt wo dahinter? Wo schlägt das Gewohnte um ins Tükische, und wann wird aus dem Bekannten ein Abgrund? Sicher ist: Wer sich auf den Erzähler Franz Hohler einläßt, der schaut seine Gewißheiten, Glaubenssätze und Ansichten bald an wie einen löchrigen alten Hut, wenn es in Strömen regnet. Was hilft? Genaues Hinsehen! Und tatsächlich: die Amsel ist blau!