Eine ausnehmend lange Linie
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Im Zentrum des neuen Werkes von Hanna Krall steht ein Mietshaus in der Altstadt von Lublin. Um das Schicksal seiner wechselnden Bewohner lässt die Autorin ein Kaleidoskop aus Ereignissen und Begegnungen entstehen, die sich zu einem Panorama der polnisch-jüdischen Geschichte des 20. Jahrhunderts fügen. Zu Beginn des Jahrhunderts wird das Haus von dem jüdischen Ehepaar Arnsztajn erworben. Er ist angesehener Arzt, sie Verfasserin von Versen und dem Dichter Josef Czechowicz in inniger Freundschaft verbunden. Das Haus bleibt jedoch kein Ort assimilierter jüdischer Existenz. Im ersten Kriegsjahr wird es zum Quartier für zahlreiche Familien, die im Westen vor den Deutschen und im Osten vor den Russen geflüchtet sind. Im zweiten Kriegsjahr werden diese nach Sobibor und Belzec deportiert, wie alle Juden aus dem Lubliner Ghetto. Nun ziehen »polnische« Familien in das Haus ein und von den ehemaligen Bewohnern ist keine Rede mehr. Nach dem Krieg tauchen vereinzelt jüdische Überlebende auf. Detektivisch sucht Hanna Krall im Leben der neuen Bewohner nach Spuren der Vergangenheit. Sie berichtet von Albträumen und merkwürdigen Unglücksfällen, die verhindern, dass die Bewohner des Hauses Frieden in ihren Wohnungen finden. Die Kontinuität ist unwiederbringlich abgerissen, die Erinnerung führt einen aussichtslosen Kampf gegen das Vergessen und das Nichtwissenwollen.